Gerhard P. mochte das Lesen und Schreiben schon als Schüler nicht. Seine Mutter hatte sieben Kinder und konnte ihm nicht helfen. Trotzdem ist er lange klargekommen. 20 Jahre hat Gerhard in einer Textil-Reinigung gearbeitet. Zum Bügeln musste er nicht lesen oder schreiben können. Die Maschinen haben ihm die Kollegen erklärt.

Und wenn er bei Ämtern etwas ausfüllen sollte? „Dann habe ich so getan, als hätte ich mir die Hand verstaucht oder die Brille vergessen“, sagt er.

Gerhard P. muss nicht mehr nach dem Weg fragen

Erst als seine Tochter in die Schule kam, ging es nicht mehr weiter. Schon in der dritten Klasse konnte das Mädchen besser lesen und schreiben als er. Einmal haben sie zusammen ferngesehen. Das Kind konnte die Laufschrift im Fernseher lesen. Gerhard P. nicht. Er hat sich geschämt.

Beim Jobcenter sprach er über seine Probleme. Das Jobcenter half ihm. Mit 53 Jahren begann er einen Kurs. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt er. „Man sieht sofort die Fortschritte.“

Heute kann Gerhard P. Straßenschilder lesen. Er muss nicht mehr nach dem Weg fragen. Beim Einkaufen weiß er genau, was er kauft. Früher hat er es an den Verpackungen erraten. Perfekt lesen kann er noch nicht. Deshalb will er weiter lernen. „Nur Mut!“, sagt er. „Es lohnt sich!“